Archiv für den Monat: Mai 2018

Kritik nach Monaco-GP

Die Prozession beim Großen Preis von Monaco hat nicht nur bei den Zuschauern vor den Bildschirmen, sondern auch bei den Fahrern für Unmut gesorgt. So gut wie keine Überholmanöver und auch sonst kaum Action machte den Klassiker im Fürstentum zum Gähn-GP. Auch das DRS Fenster Formel 1 war wieder ein Thema.

Lewis Hamilton verbremst sich

Abb.1: Wikimedia, Morio (CC BY-SA 4.0)

Alonso und Hamilton unzufrieden

Besonders deutliche Worte fand, wie könnte es anders sein, Fernando Alonso. Der Spanier, der nach einem Getriebeschaden vorzeitig aufgeben musste, bezeichnete das Rennen als „langweiligsten Grand Prix aller Zeiten“. Zusätzlich twitterte er, in Anspielung auf das wenig Stunden später stattfindende Indy500, er freue sich nun auf das „echte Rennen des Tages“. In eine ähnliche Kerbe schlug Weltmeister Lewis Hamilton, der Platz drei belegte. „Es ist ganz einfach schade, dass das Rennen nicht so spektakulär ist wie das Drumherum“, so der 33-jährige, der ab Runde sechs lediglich ins Ziel „gecruist“ sei: „Ich habe vermutlich noch nie so wenig gepusht, und wenn, dann gab es Graining.“

Für Hamilton ist klar, dass sich etwas ändern müsse, um die Königsklasse im Fürstentum zukünftig spannender zu gestalten. „Wir müssen was verändern, ich war erst kürzlich bei Fürst Albert. Wir fahren eine Runde in lediglich 1:11, es gibt aber noch mehrere Straßen, vielleicht sollten wir diese großartige Strecke noch besser machen“, schlägt der vierfache Weltmeister vor. Eine weitere Lösung könnte in einer veränderten Reifenwahl liegen, denn Einstopp-Rennen sind laut Hamilton in Monaco ein weiterer Langweil-Faktor. Unmöglich scheint ein neues Layout im Glücksspiel-Mekka nicht. Bereits vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die Streckenbetreiber über eine mögliche Verlängerung des Kurses nachdenken. In Frage kommt etwa ein Umbau der Schwimmbad-Schikane, nächstes Jahr wird der Kurs aber vermutlich gleich bleiben.

Rosberg will einfachere Aerodynamik

Weniger ein streckenspezifisches und mehr ein aerodynamisches Problem sieht hingegen Ex-Champion Nico Rosberg. Der RTL-Experte kritisierte am Rande des Monaco-GP das aktuelle Reglement, dass sich besonders auf engen Strecken mit wenig Überholmöglichkeiten auswirke: „Es ist einfach zu viel Aerodynamik. Man kann dem Vordermann nicht dicht genug folgen, auch wenn man schnell genug wäre“, so Rosberg. Der Deutsche rät eine Rückkehr zu einfacheren Konzepten und nennt die Boliden der 80er-Jahre als aerodynamisches Vorbild für die Reglementnovelle 2021. Eine Anleitung wie man Formel 1 Fahrer werden kann findest du übrigens hier.

Ricciardo feiert Monaco-Revanche

Mit seinem Triumph beim Großen Preis von Monaco hat sich Red Bull-Pilot Daniel Ricciardo mit zwei Jahren Verspätung seinen heiß ersehnten Sieg im Fürstentum gesichert. 2016 hatte ein verpatzter Boxenstopp dem Australier den sicher geglaubten Erfolg gekostet, nun gelang ihm in eindrucksvoller Manier die Revanche. Die Formel 1 Wettanbieter hatten damit eher nicht gerechnet.

Horner: „Der perfekte Rennfahrer“

Das gesamte Wochenende dominierte Ricciardo die Konkurrenz fast nach Belieben. Nach Bestzeiten in allen drei freien Trainings servierte ihm Teamkollege Max Verstappen mit seinem Crash in FP3 die Pole-Position auf dem Silbertablett – eine Chance, die sich der „Aussie“ nicht entgehen ließ. Auch im Rennen sah zunächst alles nach einer souveränen Vorstellung des 28-jährigen aus, nach 18 Runden kam aber der Schock: Ricciardo funkte an sein Team, dass er Leistung verliert. Verfolger Sebastian Vettel holte in Riesenschritten auf, es schien nur eine Frage der Zeit, bis der Red Bull den Geist aufgibt. Aber Ricciardo gab nicht auf, stellte das Setting seines Boliden um und kompensierte so den ausgefallenen siebten Gang und den damit verbundenen Topspeed-Verlust.

Nach der Meisterleistung war man im Lager der Bullen aus dem Häuschen. Teamchef Christian Horner verglich die Performance seines Schützlings sogar mit Michael Schumacher, der 1994 in Argentinien nur im fünften Gang auf Platz zwei fuhr. Der Brite bezeichnete Ricciardo nach dessen siebten GP-Erfolg sogar als den „perfekten Rennfahrer“ und machte klar, dass eine Verlängerung mit dem „Honeybadger“ oberste Priorität im Bullenstall genieße.

Nächster Verstappen-Fehler

Weniger zu lachen hatte einmal mehr Teamkollege Verstappen. Der Niederländer warf mit einem vermeidbaren Unfall im dritten Freien Trainings die sicher geglaubte Doppel-Pole und damit einen möglichen Doppelsieg leichtfertig weg, nach einer starken Aufholjagd holte er mit Rang neun immerhin noch zwei WM-Punkte. Nach einem weiteren Patzer steht der 20-jährige nun erstmals auch bei den Red Bull-Verantwortlichen in der Kritik, die Chefs Horner und Marko kündigten ein klärendes Gespräch mit Verstappen an.

Rosberg schließt Comeback aus

Der ehemalige Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hat am Rande des Großen Preis von Monaco ein Comeback in der Königsklasse ausgeschlossen. Der 32-jährige Deutsche, der nach seinem Titelgewinn 2016 den Helm an den Nagel hängte, drehte am Donnerstag in Fürstentum einige Runden in seinem Weltmeisterboliden.

Nico Rosberg Sieger

Wikimedia, Japan Tourism Agency

Neue Aufgaben für Rosberg

Mit von der Partie war auch Vater Keke, der 1982 im Williams den WM-Titel eroberte. Auch der erste finnische Weltmeister der F1-Geschichte pilotierte seinen damaliges Auto um die engen Kurven des Glückspiel-Mekkas. Sohnemann Nico räumte zwar ein, im Cockpit „viel Spaß“ gehabt zu haben, schloss aber eine Rückkehr aus. „Nach fünf Sekunden hab ich mir schon kurz gedacht, verdammt das ist schon ziemlich cool. Aber danach dachte ich sofort daran, wie schön ich es derzeit habe und dass es gut ist wie es ist“, so Rosberg. Tatsächlich steckt aber nach wie vor ein leidenschaftlicher Rennfahrer im Familienvater: „Nach dem Einsteigen hätte ich mir sofort wieder eine Qualifying-Runde wie zu meinen besten Zeiten zugetraut.“ In seiner Wahlheimat Monte Carlo stand der Deutsche insgesamt dreimal ganz oben.

Auch außerhalb der Formel 1 scheint Rosberg derzeit nicht langweiligen zu werden. Neben seiner Rolle als TV-Experte bei RTL werkt er auch hinter den Kulissen bei der Formel E, wo er als Investor beteiligt ist. Kürzlich wurde außerdem bekannt, dass er sich in ein Berliner Start-Up eingekauft hat. Auch als Manager von Robert Kubica war Rosberg vergangenes Jahr aktiv, diese Zusammenarbeit ist derzeit allerdings auf Eis gelegt.

Erfolgreiche F1-Laufbahn

Rosberg beendete seine Karriere nach elf Formel-1-Jahren 2016. Nach vier Jahren bei Williams, wo er mit zwei Podestplätzen aufzeigte, folgte 2010 der Wechsel ins neugegründete Mercedes-Werksteam. Dort hatte er drei Saisonen lang Michael Schumacher deutlich im Griff, ehe 2013 Lewis Hamilton sein Teamkollege wurde und ein intensiver Stallkrieg entbrannte. Dreimal machte das Duo den WM-Titel untereinander aus, nach zwei Erfolgen Hamiltons holte Rosberg 2016 sein erstes und einziges Championat. Die Frage wie wird man Formel 1 Fahrer kann er in jedem Fall beantworten.

Grosjean in der Kritik

Obwohl Haas F1 das Überraschungsteam der Saison 2018 ist, läuft es bei Romain Grosjean bislang alles andere als rund. Während Teamkollege Kevin Magnussen bisher starke Leistungen bot und einige Punkte sammeln konnte, ist der Franzose neben Williams-Rookie Sergej Sirotkin der einzige Pilot ohne Zähler. Der ehemalige Sky-Experte Marc Surer zählt den 31-jährigen bereits an. Die Frage wie wird man Formel 1 Fahrer, hat er allerdings schon eindrucksvoll beantwortet.

Surer: Grosjean fehlt die Übersicht

Nach dem starken Auftakt in Australien, wo Grosjean auf dem Weg zu Rang fünf wegen eines verpatzten Boxenstopps aufgeben musste, wendete sich das Blatt seit Bahrain zu Ungunsten des Franzosen. Besonders die beiden letzten Rennen in Aserbaidschan und Spanien entwickelten sich für den ehemaligen Lotus-Piloten zu einem Fiasko. In Baku warf er durch einen Crash hinter dem Safety-Car sichere Punkte weg, in Barcelona crashte er bereits in Kurve eins und räumte Nico Hülkenberg und Pierre Gasly ab. Besonders der Deutsche kritisierte Grosjean daraufhin scharf, sprach ihm sogar die Qualität für die Königsklasse ab.

Nachdem der gebürtige Schweizer in seiner Anfangszeit sogar eine Rennsperre absitzen musste und als „Crashjean“ verspottet wurde, ging es in den letzten Jahren stets bergauf, für 2019 wurde er sogar als möglicher Räikkönen-Nachfolger bei Ferrari gehandelt. Eine Drucksituation, die dem 31-jährigen zusetzten könnte, wie Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer vermutet. „Mir scheint, wenn bei Grosjean etwas nicht läuft, dann kommt er in diesen Tunnelblick. Da fehlt ihm die Übersicht“., so der Schweizer und sieht 2019 als letzte Chance, ein Topcockpit zu ergattern: „Er weiß, wenn es diesmal nicht klappt, klappt es nie. Das wissen auch andere wie ein Perez, die darauf hoffen, und man sieht, sie fahren nicht unbedingt besser. Wahre Champions werden unter Druck stärker, bei Grosjean scheint das nicht der Fall zu sein.“

Baldiges Haas-Aus?

Gerüchten zufolge soll auch bei Teambesitzer Gene Haas die Geduld mit seinem Piloten bereits strapaziert sein. Während Teamkollege Kevin Magnussen nach einem schwierigen Vorjahr heuer deutlich verbessert agiert, fällt Grosjean eher durch Gejammer am Boxenfunk und Dreher auf. In den nächsten Rennen muss der Franzose das Ruder herumreißen, will er in der Formel 1 eine Zukunft haben.

Wende im Titelkampf?

Das Rennwochenende in Barcelona zeigte ein Abbild der vergangenen vier Jahre: Mercedes war in der katalanischen Hauptstadt das dominierende Team. Sowohl bei den Silberpfeilen als auch der Konkurrenz stellt sich nach dem Europa-Auftakt die Frage, ob dem Weltmeister die Trendwende im Titelkampf gelungen ist. In diesem Jahr haben jedenfalls schon beide Fahrer erneut gezeigt, dass sie wissen wie man ein erfolgreicher Formel 1 Fahrer werden kann.

Formel 1 Hamilton Mercedes AMG

Wikimedia, David Hernandez (CC BY-SA 2.0)

Die „Diva“ gezähmt?

Teamchef Toto Wolff zeigte sich nach dem ersten Doppelsieg des Jahres zufrieden, warnte aber vor überschwelliger Euphorie. „In Monaco kann es wieder anders aussehen, da haben wir uns zuletzt schwer getan. Wir sind auf dem richtigen Weg, müssen aber dran bleiben“, so der Österreicher. In die selbe Kerbe schlug Weltmeister Lewis Hamilton, der in Spanien seinen zweiten Saisonerfolg feierte. „Das war schon eher ein Wochenende nach meinen Geschmack, aber wir müssen weiter hart arbeiten“, sagte der Brite, der rechtzeitig zum ersten Europa-Rennen seine Galaform auspackte. „Das Auto und ich werden langsam eins, so wie sich das im Vorjahr angefühlt hat“, bilanzierte der 33-jährige zufrieden. Auch für Teamkollege Valtteri Bottas lief das Wochenende nach der Baku-Enttäuschung gut, nach der knapp verpassten Pole-Position verbesserte sich der Finne mit Rang zwei auf den dritten Platz in der Meisterschaft.

Enttäuschung bei Ferrari

Rauchende Köpfe hinterlässt der Grand Prix in Spanien hingegen bei WM-Favorit Ferrari. Die Roten, bisher besonders im Qualifying stärkste Kraft, mussten sich bereits am Samstag geschlagen geben und verpassten am Sonntag sogar das Podium. Während Kimi Räikkönen erneut Pech hatte und das Rennen vorzeitig beenden musste, kostete eine fragwürdige Strategie Sebastian Vettel Rang zwei. Die von Pirelli mit dickerer Lauffläche ausgestatteten Reifen bereiteten der Scuderia besonders im Longrun Probleme, im Gegensatz zur Konkurrenz präsentierte sich die „rote Göttin“ als reifenmordend. Während Teamchef Maurizio Arrivabene wieder einmal in der Kritik steht, zeigte sich Vettel nach dem Rennen gelassen. „Wir müssen das genau analysieren, aber ich glaube nicht, dass Mercedes jetzt die WM dominieren wird. Wenn wir alles hinbringen sind wir wieder dabei“, so der zweifache Saisonsieger.