Die neuen Formel-1-Besitzer: Liberty Media

Als Bernie Ecclestone in den 1970er Jahren die Chefrolle in der Formel 1 übernahm, war der Sport ein vermarktungstechnisch verhältnismäßig kleiner Fisch. Dem Briten gelang es in den folgenden Jahrzehnten, die Königsklasse des Motorsports zu einer globalen Marke und zu einem der beliebtesten Sportveranstaltungen überhaupt zu machen. In den vergangenen Jahren allerdings häuften war Ecclestone oft umstritten, eigenwillige Entscheidungen und sein zunehmendes Alter sorgten dafür, dass sein Abschied von einigen im Paddock herbeigesehnt wurde. Im September 2016 war es dann tatsächlich soweit, der 87-jährige verkaufte seine Anteile an das amerikanische Medienunternehmen Liberty Media und zog sich im Jänner 2017 endgültig aus dem Tagesgeschäft zurück. Die Formel 1 Wettanbieter haben darauf natürlich auch reagiert.

Liberty Media Ecclestone

©Skas, wikimedia (CC BY-SA 2.0)

Die neuen Besitzer unter dem Vorsitz des US-Amerikaners Chase Carey sollen frischen Wind in die Königsklasse bringen, die in den vergangenen Jahren kriselte. Die erdrückende Mercedes-Dominanz, die leiseren V6-Motoren und viele andere Umstände sorgten für Zuschauerschwund und eine gewisse F1-Müdigkeit. Liberty Media hat sich zum Ziel gesetzt, die Formel 1 wieder auf Vordermann zu bringen und das Interesse wieder zu steigern.

Die Geschichte Liberty Medias

Die Liberty Media Corporation wurde 1981 erstmals an der Börse gehandelt und fusionierte in der Folge mit verschiedenen Unternehmen. Aktuell befindet sie sich mehrheitlich im Besitz des US-Amerikaners John Malone und hält Anteile an Fernsehsendern, Zeitungen und Filmstudios. Den Kauf der Formula One Group ließ sich das Unternehmen stattliche 4,4 Milliarden US-Dollar kosten, im Jänner 2017 wurde Chase Carey Geschäftsführer der Königsklasse. Die Formel 1 Quoten wirken seither wieder etwas stabiler.

Ambitionierte Pläne

Als bekannt wurde, dass ein amerikanisches Unternehmen die Formel 1 übernimmt, gab es durchaus Zweifler. Die Königsklasse ist in den USA wenig beachtet und steht im Schatten von NASCAR und IndyCar. Dementsprechend wurde die F1-Kompetenz der Verantwortlichen von Experten und Fans infrage gestellt. Liberty Media gelang es aber rasch, die Kritiker verstummen zu lassen. Bislang hat Liberty zwar lediglich kleine Maßnahmen gesetzt, damit aber überzeugt. Dem aktuellen Zeitgeist entsprechend hat die Formel 1 ihre Social Media-Aktivitäten deutlich erhöht, außerdem ist es seit dieser Saison erlaubt, auch im Paddock zu filmen, um den Zuschauern die Königsklasse näher zu bringen. Die Fahrer sollen wieder mehr Emotion zeigen, um die Fans für ihre Idole zu begeistern.

Weiters gelang mit der Verpflichtung von Ross Brawn ein absoluter Coup. Das ehemalige „Superhirn“ der Formel 1, mehrfacher Weltmeister mit Benetton, Ferrari und seinem eigenen Rennstall, Brawn GP, kennt die Formel 1 in- und auswendig und weiß, wo man den Hebel ansetzten muss, um den Sport zu verbessern. Unter der Leitung Brawns soll die Königsklasse wieder für besseres und spannenderes Racing stehen. Der Brite will Ressourcengleichheit, um einen engeren und härteren Konkurrenzkampf zwischen den Teams zu gewährleisten. Eine fairere Geldverteilung soll dies ermöglichen, Liberty Media will kleineren Teams ein größeres Stuck vom Kuchen abgeben.

Neue Austragungsorte?

Reformen streben die neuen Besitzer auch bei der Zusammensetzung des Rennkalenders an. Bis zu 25 Rennveranstaltungen pro Saison sollen langfristig durchgeführt werden. Um eine solche Marathon-Saison zu gewährleisten wird der Kalender modifiziert. Auf jedem Kontinent sollen die Rennen blockweise stattfinden, sprich ein Europa-, Asien- und Amerika-Block, um Zeit und Geld zu sparen. Auch in der Frage, welche Strecken zukünftig Formel-1-Rennen ausrichten, will Liberty Media umdenken. Besonders für die zahlreichen Retortenkurse, wie Bahrain oder Abu Dhabi, war Ecclestone heftig kritisiert worden, da die Streckenbetreiber dort zwar über viel Geld verfügen, aber wenige Zuschauer anlocken und kein spektakuläres Streckenlayout besitzen.

Liberty will die Formel 1 laut Chase Carey wieder zurück zu ihrer DNA führen, nämlich nach Europa. Neben Klassikern wie Monza oder Spa soll auch endlich der amerikanische Markt erobert werden. Es gilt als fix, dass mehrere Rennen in den Staaten stattfinden sollen, besonders ein Stadtkurs in New York City gehört zu den Hauptzielen der neuen Eigentümer. Auch neue, exotische Austragungsorte wie Baku sollen nach wie vor ihren Platz im Kalender finden, Liberty befürwortet einen gesunden Mix aus Tradition und Moderne.