Archiv für den Monat: September 2019

Hülkenberg vor F1-Aus

Die Formel-1-Karriere von Nico Hülkenberg dürfte aller Voraussicht nach mit Saisonende zumindest vorläufig vorbei sein. Im Duell um das zweite Haas-Cockpit neben Kevin Magnussen unterlag der 32-jährige dem aktuellen Fahrer Romain Grosjean, womit dem Deutschen die Optionen ausgehen. Sein Vertrag bei Renault war nicht verlängert worden.

Kein Thema bei Red Bull

Seit 2010 ist „Hülk“ in der Königsklasse als Formel 1 Fahrer aktiv, mit Ausnahme von 2011 ging er dabei stets als Stammpilot an den Start. Sein Debüt gab er für Williams, wo er aber aufgrund finanzieller Probleme nach nur einer Saison von Pastor Maldonado abgelöst wurde. Nach einem Jahr als Testfahrer bekam er das Cockpit bei Force India, 2013 fuhr er für Sauber. Eine enttäuschende Saison bei den Schweizern veranlasste den Emmericher, zurück zu den Indern zu wechseln, wo er drei weitere Jahre verbrachte. 2017 folgte der Schritt zum Werksteam Renault, die Franzosen konnten die Hoffnungen des ehemaligen GP3-Meisters aber nicht erfüllen und so blieb ein siebter Platz das beste WM-Ergebnis Hülkenbergs. In der Sommerpause wurde bekannt, dass ab 2020 Esteban Ocon das Cockpit des Deutschen übernimmt.

Nachdem Hülkenberg bei Haas als Favorit galt, entschied sich Teamchef Günther Steiner überraschend für einen Verbleib des zuletzt umstrittenen Grosjean. Bei Alfa Romeo dürfte Antonio Giovinazzi bleiben, Nicholas Laffiti ist der Favorit bei Williams. Angeblich soll sich Hülkenberg auch bei Red Bull Racing ins Gespräch gebracht haben, Motorsportberater Helmut Marko stellte aber mehrmals klar, dass der 32-jährige bei den „Bullen“ kein Thema ist. Ein Wechsel in die Formel E oder Langstrecken-WM soll ebenfalls im Raum stehen.

Interlagos-Pole als Höhepunkt

Bislang bestritt Hülkenberg 171 Grand Prix, das Podium verpasste er aber stets, womit er den Rekord für den Fahrer mit den meisten Rennen ohne Platzierung unter den ersten Drei hält. Highlight war der Große Preis von Brasilien, als „Hülk“ im Regen seinen unterlegenen Williams sensationell auf die Pole-Position stellte. Immer wieder galt Hülkenberg als Spitzenfahrer, der Sprung zu einem Topteam blieb ihm aber stets verwehrt.

Vettel-Erlösung in Singapur

Die letzten Wochen und Monate waren für Sebastian Vettel nicht leicht. Teamkollege Charles Leclerc lief dem vierfachen Weltmeister bei Ferrari intern zunehmend den Rang ab, mit einigen Patzern rief er außerdem Kritiker auf den Plan, die Abgesänge auf seine Formel-1-Karriere gaben. Beim Großen Preis von Singapur schlug der 32-jährige zurück.

Erster Sieg seit über einem Jahr

Nachdem Ferrari beim Nachtrennen überraschend stärkste Kraft war, sah es im Qualifying einmal mehr danach aus, als würde Leclerc seinen Teamkollegen in den Schatten stellen. Der Monegasse holte seinen dritte Pole-Position in Folge, während sich Vettel hinter Lewis Hamilton nur auf Platz drei einreihte. Eine perfekte Strategie, die vom nun 53-fachen GP-Sieger perfekt umgesetzt wurde, sicherte dem Heppenheimer aber doch noch den heiß ersehnten ersten Saisonerfolg. Damit beendete Vettel eine Durststrecke von 392 sieglosen Tagen – zuletzt hatte er 2018 in Spa triumphiert. Die Erleichterung war dem zweifachen Familienvater auf dem Podium anzusehen, wo er die ein oder andere Träne verdrückt – ein Indiz, wie sehr ihm die öffentliche Dauerkritik der letzten Zeit zugesetzt hat.

Teamintern war man hingegen nicht unbedingt in Feierlaune. Leclerc war nach dem Rennen sauer, die Strategie hatte zuvor Vettel am Monegassen vorbeigehievt und zum Sieg verholfen. Ferrari-Boss Mattia Binotto gab nach Rennende sogar zu, über einen Platztausch zugunsten des zweifachen Saisonsiegers nachgedacht zu haben.

Kampf um Vizetitel

In der WM-Wertung kämpfen die beiden Ferrari-Piloten noch um Platz zwei hinter dem wohl bereits uneinholbaren Leader Hamilton. Leclerc liegt punktegleich mit Max Verstappen auf Rang drei, der Zweitplatzierte Valtteri Bottas ist 31 Zähler voran. Vettel liegt dem Duo dicht auf den Fersen, nur sechs Punkte trennen ihn von seinem Stallgefährten. In der Konstrukteurswertung hat Ferrari wohl den zweiten Platz endgültig abgesichert, der Vorsprung auf Red Bull beträgt bereits über 100 Zähler. Auch hier ist Mercedes der Titel nur mehr theoretisch zu nehmen.

Die restlichen F1 Termine der Saison 2019 auf einen Blick.

Vettel vor Red Bull-Rückkehr?

Für Sebastian Vettel läuft es aktuell nicht nach Wunsch. Der Ferrari-Pilot wird auch im fünften Jahr mit der Scuderia den WM-Titel verpassen, außerdem läuft ihm teamintern Charles Leclerc zunehmend den Rang ab. Trotz Vertrags für nächste Saison könnte sich der 32-jährige nach Alternativen umsehen, sein Ex-Team Red Bull Racing soll ein Thema sein.

Zurück zu altem Glanz?

Zuletzt wurde Vettel immer wieder mit den Verantwortlichen der Bullen, Christian Horner und Helmut Marko, gesichtet. Obwohl Letzterer betont, den vierfachen Weltmeister „nicht auf dem Schirm“ zu haben und es sich bei den Gesprächen um „Privates“ handle, scheint ein Comeback nicht unwahrscheinlich. Bei Ferrari könnte die Zeit Vettels vorbei sein, Youngster Leclerc ist nicht erst seit seinem Monza-Triumph bei den Tifosi beliebt und gewinnt im Team immer mehr Sympathiepunkte. Der Deutsche hingegen zeigte sich zuletzt fehleranfällig, in Italien werfen ihm immer noch einige Medien vor, 2018 den Titel in konkurrenzfähigem Material weggeschmissen zu haben.

Beim Formel 1 Team von Red Bull kennt man Vettel in und auswendig, insgesamt sechs Jahre griff der Heppenheimer für das A-Team ins Lenkrad, zuvor war er eineinhalb Jahre bei Toro Rosso und als Junior in unterklassigen Rennserien aktiv. Bei den Bullen gewann Vettel vier F1 WM-Titel und insgesamt 38 Grand Prix – nach Michael Schumacher/Ferrari und Lewis Hamilton/Mercedes die dritterfolgreichste Paarung der Formel-1-Geschichte. Seit seinem Abschied Ende 2014 konnten weder er, noch Red Bull einen weiteren Titel gewinnen. Obwohl der amtierende Vizeweltmeister nicht müde wird zu betonen, dass er seinen Ferrari-Kontrakt erfüllen will, könnte eine Rückkehr zur alten Wirkungsstätte der lahmenden Karriere des Superstars neues Leben einflößen.

Red Bull bevorzugt Junioren

Gegen die Verpflichtung Vettels spricht neben seinem – für Red Bull-Verhältnisse – „hohen“ Alters auch die Tatsache, dass man mit Max Verstappen eine klare Nummer eins im Team hat. Ein Kampf der Giganten könnte sich negativ auf das Klima im Rennstall auswirken. Marko betonte zuletzt außerdem, mit den vier aktuellen Piloten – Verstappen, Alex Albon, sowie Daniil Kvyat und Pierre Gasly von Toro Rosso – in die neue Saison gehen zu wollen, wobei das Cockpit neben dem Niederländer noch nicht vergeben ist.

Hamilton denkt nicht an Rücktritt

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton, der aktuell dem sechsten Titel in der Königsklasse entgegensteuert, will auch nach Ablauf seines Mercedes-Vertrags Ende 2020 weiterfahren. Der 34-jährige, um den es seit Jahren immer wieder Rücktrittsgerüchte gibt, will seinen Kontrakt in jedem Fall verlängern.

Schumi-Rekorde als Ziel?

„Ich weiß jetzt schon, dass ich weitermachen will, denn ich liebe, was ich tue“, stellte Hamilton im Vorfeld des Großen Preis von Italien in Monza klar. Erstmals waren 2016 Gerüchte laut geworden, dass der Brite in absehbarer Zukunft den Helm an den Nagel hängen könnte. Auch nach der vergangenen Saison, in der Hamilton seinen fünften WM-Titel gewinnen konnte, vermuteten Medien einen baldigen Abschied des Superstars. Der 81-fache GP-Sieger gibt zu, einem Karriereende schon näher gewesen zu sein als aktuell. „Vor ein, zwei Jahren habe ich mich mehr damit beschäftigt“, so Hamilton, der derzeit „immer mehr Spaß“ am Rennfahren

Besonders zwei Faktoren treiben den Briten an: die Regeländerungen 2021, auf die Hamilton „sehr gespannt“ ist und die er noch miterleben möchte. Außerdem schickt sich der Mann aus Stevenage an, die für die Ewigkeit bestimmten Rekorde Michael Schumachers zu brechen. Auch wenn der fünffache Champion immer wieder betont, nicht auf Statistiken zu schauen, ist es laut Insidern sein großes Ziel, die Grenzen der Formel 1 nach oben zu verschieben. Geht man davon aus, dass Hamilton heuer seine sechste WM-Krone erobert, fehlt nur noch ein Titel auf den Deutschen. In Sachen Pole-Positions ist der Mercedes-Pilot schon länger Rekordhalter, in Sachen GP-Siege ist er noch zehn Erfolge entfernt.

Rosberg-Kritik lässt Hamilton kalt

Auf die Kritik von Nico Rosberg, wonach Hamilton heuer vor allem im Qualifying Alterserscheinungen zeige, gibt der Engländer nichts. „Ich schaue mir seinen Youtube-Blog nicht an und weiß auch nicht, wer sich das anschaut. Mich kümmert es jedenfalls nicht, was er zu sagen hat“, kommentierte Hamilton die Aussagen seines Ex-Rivalen trocken. Für die neue Saison ist Hamilton auf jeden Fall der große Quoten-Favorit auf den Formel 1 WM Sieg. Ferrari Jungstar Leclerc könnte mit einem guten Saisonfinish noch weiter aufschließen.

Wachablöse bei Ferrari?

Beim Großen Preis von Belgien endete für Ferrari eine Unserie. Erstmals seit November 2018, als Kimi Räikkönen in Austin triumphieren konnte, gewannen die Italiener ein Formel-1-Rennen. Charles Leclerc sorgte für den ersten Saisonerfolg der Scuderia, der 21-jährige entwickelt sich mehr und mehr zum Teamleader und schickt sich an, Sebastian Vettel den Rang abzulaufen. Bei den F1 Wetten zu den einzelnen Grand Prixs hat Leclerc jetzt schon niedrigere Quoten als sein Teamkollege Sebastian Vettel.

Rosberg fordert Leclerc als Nummer eins

Vor Saisonstart hatte Teamchef Mattia Binotto deutlich gemacht, mit dem vierfachen Weltmeister als Nummer eins auf Titeljagd zu gehen. Bereits beim ersten Rennen in Australien kam es dann auch zu einer Stallorder zugunsten des Heppenheimers – ein Szenario, das sich noch einige Male wiederholen sollte. In Spa aber wurde Youngster Leclerc begünstigt und Routinier Vettel „geopfert“, um dem Monegassen den Sieg zu ermöglichen. Das gesamte Wochenende über hatte der frischgebackene GP-Sieger seinen Teamkollegen im Griff, in der WM-Wertung fehlen nur noch 12 Punkte auf den Deutschen. Besonders die Tendenz der letzten Wochen spricht eine klare Sprache: die vergangenen sechs Qualifyingduelle entschied allesamt Leclerc für sich, außerdem konnte der 21-jährige bereits drei Pole-Positions verbuchen, während Vettel bei einer steht. Nicht wenige sehen die Rollen bei Ferrari vertauscht. WM-Leader Lewis Hamilton, in Belgien Zweiter, zeigte sich von der Performance des Siegers beeindruckt. „In seinem zweiten Jahr einen vierfachen Weltmeister regelmäßig zu schlagen ist eine außerordentliche Leistung“, so der Brite.

Auch Ex-Weltmeister Nico Rosberg sparte nicht mit Lobeshymnen für Leclerc und rät Ferrari, den Monegassen zur Nummer eins zu machen. Tatsächlich scheint Vettels Zeit in rot dem Ende zuzusteuern. Der 32-jährige hat zwar noch ein Jahr Vertrag, die Zukunft liegt aber ohne Zweifel in den Händen seines 10 Jahre jüngeren Teamkollegen. Für den 52-fachen GP-Sieger, der nun seit über einem Jahr sieglos ist, sind die kommenden Wochen entscheidende. Verliert er mehr und mehr den Anschluss an Leclerc, droht ihm zur Saison 2020 tatsächlich der Nummer-zwei-Status.