Archiv für den Monat: April 2019

Mercedes über Leistungen überrascht

Damit hatte man beim Titelverteidiger wohl nicht gerechnet: nach drei Saisonrennen stehen die Silberpfeile bei ebensovielen Doppelsiegen. Eine Statistik, die zuletzt Williams in der Saison 1992 vorweisen konnte. Besonders nach den Wintertestfahrten ist die Dominanz der Marke mit dem Stern überraschend.

Drei Doppelerfolge en suite

In Barcelona hatte Ferrari Bestzeit um Bestzeit erzielt, Experten und Teams sahen die Roten aus Maranello in der Pole-Position für die ersten Saisonrennen. Auch bei Mercedes wirkte man vor dem Auftakt in Australien ratlos und erklärte den Rivalen aus Maranello zum Favorit auf den WM-Titel. Nach drei Grand Prix sieht die Lage deutlich anders aus. Während man bei Mercedes über drei Doppelsiege und damit den erfolgreichsten Saisonstart aller Zeiten jubeln durfte, belegen die Ferrari-Piloten in der Meisterschaft nur die Plätze vier und fünf. Sebastian Vettel fehlen bereits 31 Punkte, also mehr als ein Sieg, auf Spitzenreiter Lewis Hamilton. In der Konstrukteurswertung ist die Dominanz der Silbernen noch erdrückender, 57 Zähler fehlen der Scuderia bereits auf den Branchenprimus.

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Bei vielen Fans, die sich nach fünf Mercedes-Titelgewinnen eine abwechslungsreiche Saison erwarteten, ist bereits Ernüchterung eingekehrt. Bei den Silberpfeilen zeigt man sich über den perfekten Auftakt überrascht. „Das haben wir so nicht erwartet“, gesteht Teamchef Toto Wolff und spricht von einer „bislang perfekten Teamleistung.“ Tatsächlich ist Mercedes nicht so dominant, wie es auf den ersten Blick wirken mag. In Australien profitierte der Serienweltmeister von Balanceproblemen bei Hauptgegner Ferrari, in Bahrain waren die Roten überlegen, ehe Charles Leclerc der Technik zum Opfer fiel und Sebastian Vettel sich von der Strecke drehte. In China konnte Ferrari Mercedes hingegen nicht gefährlich werden. Auch die Wetten auf die Formel 1 haben den klaren Trend zu den Silberpfeilen erkannt, sollte Vettel in den nächsten Rennen einen Sieg holen, könnte die Quote durchaus hoch sein.

Bottas fordert Hamilton

Neben den Strategen sind auch die Fahrer bisher in Hochform. Weltmeister Lewis Hamilton eröffnete die Saison mit zwei Siegen und einem zweiten Platz standesgemäß, der sechste Titel scheint dem Briten schon jetzt kaum mehr zu nehmen. Dazu präsentierte sich Valtteri Bottas nach dem verkorksten Vorjahr deutlich stärker und pusht seinen Teamkollegen zu Höchstleistungen.

Starker Auftakt von Albon

Toro Rosso-Neuling Alexander Albon darf sich über einen gelungenen Saisonstart freuen. Der 23-jährige Thailänder, einer von drei Rookies dieses Jahr, galt im Vorfeld als Notlösung beim Red Bull B-Team, überzeugte aber sowohl bei den Formel 1 Rennen in Australien als auch in Bahrain mit starken Leistungen.

Marko überrascht

Sowohl beim Auftakt in Melbourne als auch in der Wüste von Sakhir gelang es dem Drittplatzierten der vergangenen Formel-2-Saison, seinen erfahreneren Teamkollegen Daniil Kvyat im Qualifying hinter sich zulassen. In Bahrain krönte er ein starkes Wochenende außerdem mit seinen ersten beiden WM-Zählern. Der gelungene Auftakt ist durchaus eine Überraschung, im Vorfeld der Saison waren sich Fans und Experten einig, dass der Thailänder mit britischen Wurzeln durchaus eine Risikobesetzung ist. Auch Red Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko zeigt sich von Albons Leistungen erstaunt. „Er ist von unseren vier Fahrern bisher die positive Überraschung – ohne jegliche Allüren, er sieht keine Probleme und gibt einfach Gas“, lobt der sonst oft knorrige Grazer seinen Schützling. Nachdem er bei den Testfahrten in Barcelona noch den ein oder anderen Schnitzer verzeichnete, zeigt seine Leistungskurve steil nach oben. Marko: „Albon lernt schnell dazu, er wird immer besser. Melbourne war schon in Ordnung, Bahrain noch besser.“

Auch Albon selbst ist mit seinem Formel-1-Debüt zufrieden. „Ich gewöhne mich immer mehr daran. Die Umstellung von der Formel 2 war nicht leicht, aber ich fühle mich immer wohler im Auto“, so der immerfröhliche Thailänder. Unterstützung bekommt er dabei vor allem von Toro Rosso-Teamchef Franz Tost, der langjährige Erfahrung mit jungen Piloten vorweisen kann. Geht es in dieser Tonart weiter, kann Albon sich seinen Traum vielleicht erfüllen, eines Tages Weltmeister zu werden. Sein großes Idol dabei ist Michael Schumacher, wie der 23-jährige schmunzelt: „ich war besessen von ihm, in meinem Zimmer war alles rot“.

Nächster Schritt Red Bull?

Kann sich Albon weiter steigern, könnte im nächsten Jahr sogar ein Cockpit bei Red Bull Racing winken. Während Max Verstappen dort gesetzt ist, kommt Pierre Gasly mit seinem neuen Dienstgefährt noch nicht zurecht und liegt in der WM nur knapp vor dem Thailänder. Sollte sich der Franzose nicht steigern, könnte Albons große Stunde geschlagen haben. In unserem F1 Liveticker findet ihr alle Infos zu den letzten Rennen sowie einen Ausblick auf das Programm der Saison 2019.

Gelungenes Schumi-Debüt in Bahrain

Ferrari-Junior Mick Schumacher hat bei seinem ersten Formel-1-Einsatz eine gute Figur abgegeben. Der 20-jährige Sohn von Rekordweltmeister Michael war bei den Testfahrten zwei Tage nach GP von Bahrain als Young Driver für die Scuderia Ferrari – dem Rennstall, mit dem sein Vater fünf Titel gewann – eingeteilt und konnte auf Anhieb überzeugen.

Verstappen verhindert Bestzeit

Es war ein großer Moment für Formel-1-Nostalgiker. Um 9:12 Ortszeit begann die erste Ausfahrt des Formel-2-Piloten, zehn Jahre nachdem Schumi sen. letztmals einen roten Renner pilotiert hatte (seinen letzten F1 Weltmeister Titel gewann er im Jahr 2004). Nach einem Vormittagsprogramm von 31 Runden musste der Test wegen anhaltender Regenschauer abgebrochen werden, nach vierstündiger Pause konnten die Boliden aber wieder auf die Strecke gehen. Auf abtrocknender Strecke setzte Schumacher dann noch ein Highlight, indem er Bestzeit fuhr und das Klassement damit kurzzeitig sogar anführte. Aus dem märchenhaften Ende wurde letzlich knapp nichts, Red Bull-Pilot Max Verstappen spielte den Spielverderber und setzte sich kurz vor Schluss an die Spitze.

Nach dem ersten Einsatz schwärmte Schumi jun. „Ich muss schon sagen, das marschiert auf jeden Fall gut auf der Geraden und auch aus den Kurven raus“, zeigte er sich vom SF90 beeindruckt und bezeichnete die Erfahrung als „unbeschreiblich“. Auch für die anwesenden Medienvertreter war die Rückkehr des Namen Schumacher in den Ferrari eine große Sache. Auf Schritt und Tritt wurde die Jungfernfahrt des 20-jährigen begleitet, auch ein Hospitality-Plausch mit Mutter Corinna und Sebastian Vettel, der als guter Freund seines Vaters gilt, wurde hundertfach fotografiert.

Stammcockpit hat keine Eile

Trotz des gelungenen Einstands bleibt Schumacher am Boden. Nachdem er am Wochenende beim Formel-2-Debüt die Plätze acht und sechs belegt hatte, waren Fragen laut geworden, ob der 20-jährige bereits reif für ein Cockpit in der Königsklasse ist. Der Deutsche will „so gut vorbereitet wie möglich in die Formel 1 einsteigen“ und ist sich im Klaren, dass „das einfach seine Zeit braucht“. Klar ist: nie war ein Nachwuchsfahrer wohl dermaßen unter Druck wie der Sohn des siebenfachen Champions.

Ferrari nach Bahrain-Debakel erneut enttäuscht

Ferrari erlebte nach der Auftakt-Pleite in Melbourne auch in Bahrain kein Rennen nach Wunsch. Die Roten, die alle freien Trainings und das Qualifying dominiert hatten, mussten sich am Ende mit den Plätzen drei und fünf geschlagen geben. Nutznießer der Ferrari-Pannenshow war Mercedes, die Silberpfeile kamen zu einem unverhofften Doppelsieg.

Pechvogel Leclerc

Der ganz große Pechvogel am Sonntagabend in Sakhir hieß Charles Leclerc. Der 21-jährige Monegasse war am Samstag in sensationeller Manier zur ersten Pole-Position seiner Karriere gerast und sah auch am Sonntag lange wie der sichere Sieger aus. Nach verkorkstem Start zwischenzeitlich nur auf Rang drei, überholte der Ferrari-Neuling sowohl WM-Leader Valtteri Bottas als auch Teamkollege Sebastian Vettel auf der Strecke zurück und fuhr seinem ersten GP-Erfolg entgegen. Wenige Runden vor Schluss erlitt sein F90 einen Defekt am Motor, dank des Safety-Cars schleppte der 21-jährige seinen waidwunden Boliden auf Rang drei über die Ziellinie und sicherte sich damit seinen ersten Podiumsplatz in der Könisklasse. Von Freude war nach der bitteren Niederlage trotzdem keine Spur, woran auch aufmunternde Worte von Fahrerkollegen und Experten nichts ändern konnten.

Ein rabenschwarzes Wochenende erlebte derweil Teamleader Vettel. Der 31-jährige musste sich im Qualfiying um knappe drei Zehntel geschlagen geben und konnte auch im Rennen zu keinem Zeitpunkt mit seinem zehn Jahre jüngeren Teamkollegen mithalten. Im Zweikampf mit Hamilton wurden dann Erinnerungen an die Vorsaison wach, da sich viermalige Weltmeister aufgrund eines Fahrfehlers von der Strecke drehte und mit kaputten Reifen an die Box tuckerte. Am Ende reichte es für den Heppenheimer nur zu Rang fünf, womit er erneut die Siegerehrung verpasste. Mehr zu denken als der unnötige Patzer dürfte Vettel aber die Tatsache geben, dass Leclerc das ganze Wochenende unter Kontrolle hatte. Für die Wetten auf die Formel 1 bedeutet dieser offene Kampf, dass die Quoten auf den WM-Sieg sowie den nächsten GP-Sieger steigen werden.

Mercedes profitiert

In China muss Ferrari zurückschlagen, um nicht früh den Anschluss an Weltmeister Mercedes zu verlieren. Die Silberpfeile erwiesen sich in Bahrain einmal mehr als das kaltschnäuzigere Team, leisteten sich trotz Rückstandes keine Fehler und kamen so zu einem für die Meisterschaft womöglich am Ende sehr wichtigen Doppelerfolg.